"Wenn man geärgert wurde, dann muss der Ärger auch wieder raus," stellt die Kleine My fest, während sie gerade versucht, eine Kartoffel mit ihren Zähnen zu schälen.
"Manchmal muss man eben wütend sein. Und außerdem hat jeder noch so kleine Winzling ein Recht darauf, ärgerlich zu sein." Ja, so denkt die Kleine My.

Die Kleine My ist sehr mutig. Sie hat niemals Angst und ist geradezu begierig darauf, die Mumins bei ihren vielen Abenteuern zu begleiten. Klein My kann aber auch hitzig und leicht reizbar sein. Und manchmals sieht es so aus, als ob sie die kleinen Katastrophen, die immer wieder mal passieren, richtig genießen würde.
Eigentlich ist sie jedoch genauso glücklich und freundlich wie die anderen. Kleine Dinge können sie leicht verärgern, aber sie ist niemals absichtlich boshaft. Das ist ein Unterschied.

Klein My ist ein wenig egoistisch, wie es alle Mymlas sind. Aber sie ist auch sehr scharfsinnig und intelligent. Wenn andere allzu empfindsam sind, dann durchschaut sie das recht schnell. Das gefällt den anderen natürlich gar nicht, aber die Kleine My mischt sich dann nicht weiter in deren Angelegenheiten. Außerdem liebt es Klein My, die Geheimnisse anderer Leute herauszufinden.
Sie würde diese dann aber niemals jemand anderem weitererzählen.

Einmal hat ein Eichhörnchen im Winter an Klein My's Matratze genagt. Sie war bei ihrer Schwester Mymla und nicht im Muminhaus. Natürlich ist die Kleine My davon aus ihrem Winterschlaf aufgewacht. "Bist du noch ganz bei Trost? Jetzt hast du mich geweckt und meinen Schlafsack aufgefressen!" sagte die Kleine My. Das Eichhörnchen war ganz verwirrt. Die kleine My schüttelte ärgerlich den Kopf und kletterte aus dem Karton. Dann trat sie vor und fasste den Schnee an. "Aha, so sieht der also aus", sagte sie. "Was die sich alles so einfallen lassen." Sie machte sofort einen Schneeball und zielte auf das Eichhörnchen. Dann trat die Kleine My aus der Höhle um den Winter in Besitz zu nehmen.
(aus "Winter im Mumintal")

Die Kleine My möchte immer alles selbst entscheiden und lässt sich dabei von niemanden dreinreden. Sie ist eben ein sehr autonomes Persönchen. Unordnung und Schlamperei gehören zu den Dingen, die sie eigentlich überhaupt nicht stören. So was interessiert sie nun mal nicht im Geringsten. Letztlich ist das Leben auf so eine Art ja viel aufregender.

Sie ist auch sehr erfinderisch. Als sie einmal mitten im Winter aus dem Winterschlaf erwachte, entdeckte sie die Eisschicht unten am Strand. Irgendwie war es für sie logisch, dass man da etwas machen kann, auf diesem Eis. Anfangs probierte sie Dosendeckel aus. Die hat sie ganz einfach unter ihre Sohlen gebunden, um auf dem Eis herumzurutschen. Später kam ihr dann die Idee, die durch Muminmamas Küchenmesser zu ersetzen. Also hat sie die Messer mit den Klingen nach unten an ihre Stiefel gebunden. So konnte sie nun viel besser eislaufen, und es machte ihr total Spaß.

Trotz ihres wilden Art und ihres manchmal verwegenen Handelns ist sie ehrlich und eigentlich sehr zuverlässig. Es gibt keine Situation, mit der sie nicht klarkommen würde. Und sie ist immer für jeden Spaß aufgelegt.

Dadurch dass sie so klein ist, ist sie in der Lage, sich sogar in einem Milchkrug zu verstecken. Zwischen die Pfannen und Quirle in der Küchenschublade ist sie auch schon manchmal geschlüpft. Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie lange das dann gedauert hat, die Kleinen My zu finden. Hin und wieder schläft sie sogar in Mumriks Tasche, ob ihr's glaubt oder nicht.

Klein My wurde in einer Mittsommernacht geboren. Die Muminfamilie nahm sie zu sich, als sie noch sehr, sehr klein war. So lebt auch sie im Muminhaus, obwohl sie nicht mit den Mumins verwandt ist. Ihre Mutter ist die ältere Mymla und der Schnupferich ist ihr Halbbruder. Sie alle gehören zu den Mymlas, das sind menschenartige Troll-Wesen.
Ihr helles, kupferrotes Haar hat sie immer zu einem zwiebelförmigen Knoten gebunden. So eine Frisur haben alle Mymlas. Und gewöhnlich trägt Klein My ein rotes Kleid, schwarze Stiefel und schwarze Handschuhe.